Bergführer und Kinder

Samantha M. Günther   Ein Schulausflug der ungewöhnlichen Art: Fernab von Mathe und Deutsch ging es für die Kinder der Volksschule Feichten am vergangenen Freitag beim Fernergries steil hinauf. An ihrer Seite die Kaunertaler Berg- und Skiführer. Fünf Stunden voller Spaß, Mut und Leidenschaft.

Erstaunlich ist es schon, mit welcher Leichtigkeit jetzt Emma den Fels hochklettert. Eigentlich wollte die junge Schülerin gar nicht. Höhenangst hat sie. Und von hier unten schaut das auch ganz schön schwierig aus. Ein Glück, dass Bergführer Sepp Praxmarer dabei ist. Der Mann mit grauem Haar, der von den Kindern „Seppl“ genannt wird, macht ihr Mut, sich zu überwinden. Er passt auf, dass ihr nichts passiert. Und siehe da, es dauert nicht lange und Emma kann nicht mehr genug kriegen. Auf und ab. Und dann gleich noch mal. So, wie auch die anderen Schüler.

Es ist 10 Uhr, als die Kinder mit ihren Eltern zum Fernergries kommen. Aufgeregt sind die Schüler und voller Tatendrang. Das Wetter könnte kaum besser sein. Eine angenehme Sommerbrise weht. Lieber noch schnell die Sonnencreme auftragen, denn die Sonne kann auf 1940 Höhenmeter tückisch werden. Dann geht es los. Die Bergführer Simon Moest, Matthias Ragg, Sepp Praxmarer und Andreas Penz  richten den Kindern ihre Kletterausrüstung. Auch sie haben gute Laune mitgebracht. „Es ist schön, wenn die Kinder das Klettern schon in jungen Jahren mal erfahren dürfen“, erzählt uns Matthias im Interview mit breitem Lächeln. Für Kollege Simon ist es eine schöne Abwechslung zum Berufsalltag: „Sie sind draußen in der Natur und sie haben einfach so viel Freude dabei. Mit Kindern ist es speziell. Es ist alles ein bisschen spielerischer.“ Es ist ein Genuss für den 37-Jährigen, die Kinder zu motivieren und zu beobachten, wie sie ihre Höhenangst erfolgreich überwinden. Für ein paar Schüler ist es heute ihr erstes Kletterabenteuer.  Drei Kletterseile mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen schlängeln sich am Felsen entlang. Auch einige Eltern und Lehrer lassen es sich nicht nehmen, einmal hochzuklettern. Den Kindern gefällt es, wenn sie schneller als Mama oben sind. Unsere Kamera bekommt heute besonders viele strahlende Augen zu sehen.

Um 13 Uhr heißt es erst einmal Kraft tanken. Die Gruppe versammelt sich um das Lagerfeuer, das Bergführer Andreas vorbereitet hat. Auch er genießt den heutigen Tag: „Da sieht man wieder, was die Kinder für eine riesige Gaudi haben. Ein Feuer, ein Stöckl und eine Wurst dran.“ Gemeinsam stärkt sich die Gruppe, denn vor ihnen liegt noch der „Holderli Seppl” Klettersteig. Aber davor wird noch das richtige Einhängen geübt. „Jetzt haben wir ziemlich viele Kinder auf dem Klettersteig. Wir werden uns ein bisschen aufteilen. Dass man immer zwei Kinder vorneweg hat und zwei Kinder danach“, erklärt uns Andreas. Dann geht es auf zum Einstieg, der über geschliffenen Gletscher-Glimmer-Gneis beim imposanten Wasserfall Rifflbach verläuft. Geklettert wird direkt am Wasserverlauf. Zwei Hängebrücken müssen die Kinder auf der Strecke überqueren. Keine einfache Route. Aber die Mehrheit der Gruppe hat genug Selbstvertrauen geschöpft, um sich dieser Herausforderung zu stellen. Und nach einer gefühlten halben Stunde haben sie es auch alle geschafft. Die Schüler sind stolz auf sich. Aber auch ein bisschen traurig, da der heutige Klettertag schon wieder vorbei ist. Es wird wohl bei Einigen nicht das letzte Kletterabenteuer gewesen sein.

Samantha M. Günther ist Assistentin dieser Filmproduktion und wird an dieser Stelle neben dem Filmemacher Thomas Junker von ihren Erlebnissen und Eindrücken während der Dreharbeiten berichten.