Heu in vollen Zügen

Von Samantha M. Günther  Unermüdlich ist die traditionelle Bauernarbeit des Heuziehens. Der 62-Jährige Anton Huter und seine drei Söhne aus Kauns pflegen als letzte diese Tradition im Kaunertal. Charly, Thomas und ich sind mit der Kamera dabei und dokumentieren das spektakuläre Ereignis.

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Die Uhr schlägt 13 Uhr. Die Sonne hat sich hinter dicken Wolken verkrochen. In meinen Ohren der Rhythmus von Schneeknirschen. Dazu tanzende und kreisende Schneeflocken vom Himmel, die mich auf der Höhenalm am Kaunerberg willkommen heißen. Ein Schauspiel der Natur, das zur lockeren Stimmung der Familie Huters passt.

Gut gelaunt und ein wenig aufgeregt sind ihre Blicke, die unter grünen Hüten herausragen. Für den 26-jährigen Ewald, 24-jährigen Richard und 11-jährigen Daniel gehört das Heuziehen zur Familientradition, die sie gerne mit uns teilen wollen. Ewalds und Richards Hände greifen fest die zwei schweren Hornschlitten, an denen Heugabel und Schneeschaufel gebunden sind. Mit einem Hauruck buckelt jeder jeweils einen Schlitten auf den Rücken. Einfach ist was anderes. Denn einer wiegt ungefähr 17 Kilogramm. Im braunen Stickpullover eingepackt, folgt Daniel, der Jüngste, seinen Brüdern. Mit stolzem Blick auf seine Söhne gerichtet, schreitet Vater Anton hinterher. Unsere Autos haben wir längst hinter uns gelassen. Wir müssen ein paar Schritte mehr laufen, da aufgrund von Forstarbeiten der weitere Fahrweg gesperrt ist. Mit den Schneeschuhen in der einen und den Stöcken in der anderen Hand geht es mit schnellen Schritten voran. Nach etwa zehn Minuten machen wir einen kurzen Halt und ich stecke meine Füße in den Schneeschuhen hinein. Ich stelle meinen Blick scharf und beuge mich noch vorn, um die Gummischnallen zu befestigen.

Ab jetzt geht es im Tiefschnee aufwärts. Unser Ziel: Die Hütte in dem das gemähte Heu vom vergangenen Sommer gelagert ist. Den einen Fuß vor den anderen setzend folge ich der Spur, die von den Männern gezogen wird. Während ich nur einen kleinen Rucksack trage, stelle ich mir vor, wie schwer dagegen die Hornschlitten bei diesem steilen Anstieg sein müssen. Aber auch Charly kämpft ein bisschen mit dem Stativ und Thomas mit der Kamera auf den Schultern und der Kraxe. Langsam steige ich hinterher, versuche die Momente mit der Fotokamera festzuhalten und genieße den Ausblick. Es gibt nichts Besseres für mich, als den Geschmack von Bergluft zu spüren. Ein Hauch von Schwerelosigkeit trägt einen die Höhenmeter hoch. Der Kopf wird frei, der Geist frisch. Auch den Huters scheint das wiederholte Warten auf uns nicht zu stören. Den Schlitten abgestellt, und den Arm lässig darauf gelegt, lächeln sie in die Ferne. Dann wandert ihr Blick wieder zu uns und der nächste Schritt im Schnee folgt…

Wie es weitergeht, gibt es hier zu sehen: http://vimeopro.com/thomasjunker/ein-jahr-im-kaunertal

Samantha M. Günther ist Assistentin dieser Filmproduktion und wird an dieser Stelle neben dem Filmemacher Thomas Junker von ihren Erlebnissen und Eindrücken während der Dreharbeiten berichten.