Unterwegs mit dem PistenBully

Von Samantha M. Günther  Es ist sein Traumjob: Wenn die Gäste nach einem Skitag auf dem Kaunertaler Gletscher in Richtung Heimat fahren, beginnt die Arbeit für den PistenBully Fahrer Marcel Schlatter. Schneetreiben, Nebel oder Alpenglühen – eine „Bürokulisse“, die von natürlicher Vielseitigkeit lebt.IMG-20150424-WA0000

Ich schiebe mir die Sonnenbrille zu Recht. Gute Laune hat heute die Sonne. Es ist Sonntag, 16 Uhr, Feierabend am Skilift, als die letzte Achtergondelbahn einfährt und ein weiterer Skitag auf dem Kaunertaler Gletscher zu Ende geht. 22 Pistenkilometer warten nun auf ihre Präparierung. Thomas ist gerade fertig mit seiner letzten Gondelaufnahme, als aus den Sonnenstrahlen ein PistenBully auf uns zu gefahren kommt. Ein mächtiges Fahrzeug mit breiten Fahrketten, die den Schnee fest unter sich zusammenpressen. Ausgerüstet mit Kamera und Stativ begrüßen wir Marcel Schlatter. Danach steigen wir bei bei den 30-Jährigen ein und begleiten ihn bei seinen heutigen Präparierungseinsatz. Gemeinsam fahren wir Richtung Karlesjoch, biegen vorher aber noch ab, auf die neue schwarze Piste, welche durch einen Tunnel führt.

Seit zehn Jahren präpariert Marcel die Pisten des Skigebietes. Man muss halt der Typ sein. Die Natur und Ruhe lieben, erklärt uns der in Fließ wohnende Landwirt. Mein Blick wandert über die vielen Kontrollknöpfe und die Steuerung, die er wahrscheinlich mit geschlossenen Augen bedienen könnte. Einen Führerschein braucht man nicht, um das Gerät zu bedienen, erzählt er uns. Es reicht eine Fahrzeugeinweisung. Was man aber vor allem braucht, ist die Leidenschaft für Technik. Er liebte schon als kleines Kind Maschinen. Das mag doch jeder Mann und das ist halt seine große Maschine, ergänzt er mit einem breiten Lächeln.

Meine Muskeln spannen sich an, denn der PistenBully dient eigentlich nur mit einem Fahrer- und Beifahrersitz. Auf der Ablage sitzend zwischen Marcel und Thomas, versuche ich mich daran festzuhalten. Jetzt geht es steil abwärts mit dem PistenBully. Vor uns eine Kulisse aus glühenden Bergkämmen und stehenden Skiliften. Umso lebendiger wirkt dagegen der Pistenschnee, der vom PistenBully aufgewirbelt wird. Ich höre das drehende Geräusch der Seilwinde, an dem Marcel das Fahrzeug befestigt hat. Eine Winde mit vier Tonnen Zugkraft, 1.050 Meter Seillänge und einem extrem robusten Getriebe. Der gesamte Windenaufbau ist auf einem Drehkranz montiert, der sich um 360° dreht. Das ist wirklich Technik, die begeistert! Früher, als es noch keine Seilwinde gab, mussten die PistenBully Fahrer einen zusätzlichen Umweg fahren, um wieder hoch zu kommen. Da ist heute das Hochziehen an Steilhängen durch die Seilwinde eine eindeutige Erleichterung, die sich in der Zeit und in den Kosten bemerkbar macht.

Über drei Stunden gibt uns Marcel einen Einblick in seine bemerkenswerte Arbeit, die noch lange nicht zu Ende ist. Meistens geht seine Schicht bis 2 Uhr. Kurz halte ich innen, als ich den traumhaften Ausblick vom Karlesjoch Richtung den Viertausender Piz Bernina sehe. Ein Horizont aus Bergkämme- und Gipfel, umrahmt vom warmen Alpenglühen. Marcel bringt es gut auf den Punkt. Er bekommt hier Landschaftsbilder zu sehen, die wir, der Gast und die Skifahrer normalerweise nur von Fotos kennen. Noch einmal ein großes Dankeschön für diese eindrucksvollen Naturbilder.

Samantha M. Günther ist Assistentin dieser Filmproduktion und wird an dieser Stelle neben dem Filmemacher Thomas Junker von ihren Erlebnissen und Eindrücken während der Dreharbeiten berichten.